Spucktüten, Aktienbücher und ein Kranich: Wie wurde Lufthansa zur Legende?

Shownotes

Spucktüten mit Gebrauchsanweisung, das erste handschriftliche Aktienbuch und ein Kranich, der zur Ikone wurde: In der Auftaktfolge der 2. Staffel von Above and Beyond gehen wir in die Herzkammer von Lufthansa: das Archiv. Archivarin Luisa Schürmann und ihre Vorgängerin Carola Kapitza öffnen die Schatzkammern der Airline – von skurrilen Dachbodenfunden über das Bordgeschirr der 1950er Jahre bis hin zu abenteuerlichen Pionierflügen der Luftfahrtgeschichte zeigen die Archivarinnen, wie der Kranich die Luftfahrt geprägt hat und warum manche Erinnerungen bis heute bei Lufthansa höchst lebendig sind. Mit dabei: Lufthansa CEO Jens Ritter, der verrät, warum Geschichte wichtig für die Zukunft ist – und warum Offenheit für Neues die reiche Lufthansa-Tradition ergänzen muss. Hört rein in eine Folge voller Anekdoten, Artefakte und Leidenschaft für den Traum vom Fliegen.

Lufthansa Airlines Podcast 2. Staffel „Above & Beyond“

Lufthansa Website

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[LS] Wir haben ungefähr einen Kilometer Akten im Archiv, ca. 3.000 Objekte aus der Geschichte der Lufthansa, über 100.000 Bilder mittlerweile.

[CK] Da haben wir eine große Spucktütensammlung, da konnte man durchaus Fenster auf und Spucktüte raus. Weil es den Leuten wahrscheinlich peinlich war, haben die dann die Spucktüten aus dem Fenster entsorgt, und die Anwohner waren darüber nicht so sehr erfreut.

[VO] Above and Beyond– der Podcast der Lufthansa Airlines. Für Einblicke in die Luftfahrt.

[AH] 100 Jahre! In Menschenjahren gemessen nennt man das hochaltrig. In Unternehmensjahren gemessen nennt man das beständig. Und wenn man dann noch pro Jahr ungefähr 400 Mal bis zur Sonne und wieder zurückfliegt, das sind sagenhafte 120 Milliarden Kilometer pro Jahr, dann ist wohl die Zeit gekommen, mal die Archive aufzuklappen und zu fragen: Mensch, was haben wir eigentlich die letzten 100 Jahre so gemacht? Die Marke Lufthansa hat es geschafft. Im kommenden Jahr sind es genau 100 Jahre, dass aus der Deutschen Aero Lloyd und der Junkers Luftverkehr AG die Lufthansa hervorging, wobei wir genau genommen über zwei Unternehmen sprechen: der alten und der neuen Lufthansa. Denn das Unternehmen wurde nach dem Zweiten Weltkrieg neu gegründet, hat also rechtlich nichts mehr mit der alten Lufthansa zu tun. Dennoch: Alles zusammen sind es nun mal 100 Jahre. Und das ist ein guter Grund für eine neue Staffel von Above und Beyond, dem Lufthansa Airlines Podcast. Fünf Folgen erwarten Sie, in denen wir in die Geschichte von Lufthansa eintauchen, der Marke, ihrer Flotte, ihres Streckennetzes und auch ihrer Krisen. Wenn man so lange existiert, hat man viel zu erzählen. Wir wollen heute darüber sprechen: Was weiß Lufthansa über sich selbst? Woher hat das Unternehmen sein Wissen und wo wird es aufbewahrt? Ich bin Anja Heyde und freue mich, die alte und die neue Hüterin der Lufthansa-Geschichte begrüßen zu dürfen: die Archivarin Carola Kapitza und Luisa Schürmann, herzlich willkommen an Sie beide.

[CK] Hallo!

[LS] Hallo!

[AH] So, wo fangen wir an? Frau Kapitza? Wie wird man denn Archivarin bei der Lufthansa? Und ist das überhaupt ein Job, den man dann alleine bewältigen kann?

[CK] Ja, das war eigentlich mehr oder weniger Zufall. Ich bin Mitte der 80er-Jahre zu Lufthansa gekommen und bin Bibliothekarin, war damals auch in der Fachbibliothek. Die Fachbibliothek wurde ins Archiv eingegliedert Anfang der 90er-Jahre. Damit war ich dann schon mal im Archiv und die Archivarbeit wurde immer mehr. Und als mein Vorgänger dann in Rente ging, war ich Archivleiterin. Und zu der Frage, ob man das alleine bewältigen kann: Natürlich hat man immer viel zu wenig Personal. Es gibt viele Dinge, die man gerne machen möchte, die man dann aus Zeitgründen oft nicht machen kann. Aber ich glaube, das geht den meisten Arbeitnehmern so, das ist kein Sonderfall.

[AH] Frau Schürmann, Sie haben die Nachfolge angetreten im Grunde genommen.

[LS] Genau. Ich habe die Nachfolge von Frau Kapitza angetreten, ganz klassisch. Die Stelle wurde ausgeschrieben, ich habe mich beworben. Ich habe vorher Archivwesen studiert und habe so meinen Traumjob gefunden.

[AH] Oh, das ist ja mal eine Aussage. Jetzt haben Sie ein paar Sachen aus dem Archiv schon mal mitgebracht, die hier so auf dem Tisch vor sich hin liegen. Wie viel Material ist das, was da vor sich hinschlummert?

[LS] Es ist jetzt ein Schätzwert. Wir haben ungefähr ein Kilometer Akten im Archiv. Also, Akten werden in laufenden Metern gemessen. Wir haben viele Objekte, circa 3.000 Objekte aus der Geschichte der Lufthansa, also 3D-Objekte. Zu dem Archiv gehört auch das Fotoarchiv. Das sind über 100.000 Bilder mittlerweile.

[AH] Aber da kommt natürlich immer wieder was dazu.

[LS] Da kommt immer wieder was dazu, genau

[AH] Am Tag?

[LS] Am Tag, sagen wir mal im Jahr, würde ich mal so sagen, 5 Meter Akten und Bilder werden täglich gemacht.

[AH] Frau Kapitza, Sie haben gesagt, Sie waren ab Mitte der 90er die Hüterin der Lufthansa-Schätze, wenn man so will.

[CK] Ja.

[AH] Jetzt sind Sie seit fünf Jahren in Rente. Wie hat das eigentlich angefangen alles?

[CK] Gut, als ich ins Archiv kam, war das ja noch in Köln. Und wie es sich für das Archiv gehört, da auch im Keller. Und wir hatten eigentlich nur Dokumente. Also das war ein reines Papierarchiv, weil wir auch gar nicht mehr Platz hatten und nicht mehr Kapazitäten hatten. Und ich kam da rein und da waren Fokus-Schränke, da lagen auf jedem Fokus-Schrank noch mal rund 1 Meter loses Papier, was alles sortiert werden musste. Das heißt, es wurde angeguckt, bewertet: Müssen wir es aufheben, kann es weg? – Und dann wurde es thematisch in Ordnern abgeheftet. So habe ich das dann am Anfang noch kennengelernt.

[AH] Und jetzt Frau Schümann: Also ist das alles schön sortiert übergeben worden? Was macht man dann?

[LS] Was macht man dann? – Es ist sortiert. Es kommt natürlich immer neues Material hinzu, digital und analog noch. Also Akten und auch viele PDFs, Word-Dokumente etc. Die müssen weiterhin sortiert werden und natürlich aufgenommen werden in einer Datenbank, dass man sie auch wiederfindet, weil bei einem Kilometer Akten muss man suchen.

[AH] So, jetzt haben Sie gesagt, es gibt eine Fachbuchsammlung, es gibt ein Bildarchiv, es gibt Filme auch?

[LS] Filme haben wir auch, ja.

[AH] Filme auch. Und das heißt, dann dann dauernd irgendwelche Wissenschaftler oder Hobbyforscher bei Ihnen in der Tür stehen und anklopfen und sagen „Wir hätten gerne mal“?

[LS] Teilweise ja. Also wir haben sehr viele Anfragen von Kollegen natürlich, die über die Geschichte etwas wissen wollen, aber auch von externen Wissenschaftlern, Studenten, Privatanfragen, die wissen, dass vielleicht ihr Großvater für Lufthansa gearbeitet hat, und hier was erfahren möchten.

[AH] Und hierherkommen?

[CK] Ja, zum Teil auch ziemlich skurrile Anfragen, zum Beispiel von Buchautoren, die möglichst authentisch arbeiten wollen und dann fragen: Ja, in meinem Buch kommt eine Szene vor, die ist dann 1972, die da Hauptfigur von Berlin nach London geflogen. Wann sind denn da die Maschinen gestartet? Was für Maschinen waren das und wie lange hat der Flug gedauert? – Also Anfragen haben wir eigentlich kunterbunt. Oder Günther Jauch fragt an – also natürlich die Redaktion, nicht er selbst –, um irgendeine Frage zu klären, die in dem Quiz gestellt werden soll. Und die wollen die dann verifizieren bei uns. Also das ist eigentlich querbeet.

[AH] Da führt ihr aber spannende Gespräche, habe ich den Eindruck.

[LS] Ja, das ist Detektivarbeit, die wirklich Spaß macht, weil viele Anfragen kennt man schon. Da hat man auch schon relativ schnell die Antworten parat. Aber es gibt auch immer wieder Anfragen, die einen überraschen und wo man wirklich sich in die Akten selbst erst mal einlesen muss, um hier Antworten zu finden.

[AH] So, jetzt habe ich es ja schon verraten, liebe Above and Beyond Hörer. Wenn, was Sie nicht sehen können, aber gleich hören, ist, wenn wir hier so rumkruscheln. Sie haben ein paar Sachen mitgebracht, weil es gibt – Sie haben es gesagt – wie viele Objekte waren es mittlerweile? 3.000, glaube ich?

[LS] 3.000, ja.

[AH] ... in Erinnerung, die da in dem Archiv liegen. Und ein paar davon sind hier. Woher stammt das alles?

[CK] Ein Großteil ist eigentlich – haben wir damals dazugekauft, weil, ich hatte es schon gesagt, in Köln hatten wir eigentlich ein reines Papierarchiv. Dann ist die Bibliothek dazugekommen, dann ist das Bildarchiv dazugekommen. Und als wir dann nach Frankfurt hier umgezogen sind, konnten wir von einem privaten Sammler eine ganz große Sammlung übernehmen. Da haben wir ganz viel Geschirr bekommen, alte Uniformen bekommen und sonst eigentlich querbeet. Wir haben immer gesagt, wir sammeln alles, wo Lufthansa draufsteht oder der Kranich drauf ist.

[AH] Und das kommt auch von privaten Leuten, die dann sagen: Hier, ich habe da noch was zu Hause gefunden?

[LS] Viele Dachbodenfunde. Also dass leider dann die Häuser aufgeräumt werden müssen, da wenden sich sehr viele an uns und schenken uns noch die Objekte.

[AH] „Hier, mein Opa hat einen Lufthansa-Teller damals offensichtlich mitgenommen“ – oder – –.

[CK] Kaffee.

[LS] Ganz genau.

[AG] Okay.

[LS??] Und viele Kollegen, die sich mit der Firma verbunden fühlen, geben uns auch ihre Schätze.

[AH] Haben Sie denn jeweils ein Lieblingsstück?

[LS] Lieblingsstück ist schwer zu sagen, weil jedes Stück ja seine Geschichte hat. Und hinter der Geschichte stehen ja auch immer Menschen, die was erlebt haben.

[CK] Ja, gut, also da liegt ja schon was hier auf dem Tisch. Wir haben ja zum Beispiel – also die ganz alten Sachen sind natürlich immer interessant und fast niemand weiß – ich habe es auch noch mal im Internet nachgesehen, woher der Name Lufthansa eigentlich kommt: Wer hat es erfunden?

[AH] Wer hat es erfunden?

[CK] Das war der Herr Fischer von Poturzyn. Der war Pressechef bei Junkers Luftverkehr, und der hat ein Buch geschrieben, das sollte heißen „Luftpolitische Möglichkeiten“. Und das ist 1925, also noch vor Gründung der sogenannten alten Lufthansa, erschienen. Und er hat in dem Buch beschrieben, dass der Luftverkehr in Zukunft die Bedeutung für den Welthandel bekommen sollte, wie es die Hanse im Mittelalter hatte. Und der hat dieses Wort in seinem Text verwendet. Und der Verleger, Werner Lehmann, hat gesagt, dass – also „Luftpolitische Möglichkeiten“ ist kein Name für ein Buch. Und der hat dann schließlich bestimmt, dass der Name Lufthansa als Buchtitel genommen wird, damals noch in zwei Worten geschrieben, und danach ist dann schließlich am 6. Januar 1926 die neugegründete Fluggesellschaft benannt worden, praktisch nach diesem Buch.

[AH] Genau. Das Buch liegt auch hier. Also doch schon etwas angegriffen. Etwas abgegrabbelt, wenn man so will.

[LS] Ist ja auch schon 100 Jahre alt.

[AH] Ist ja auch schon 100 Jahre alt, so, dass man das überhaupt noch in die Hände bekommt, steht ganz groß in roten Lettern „Lufthansa“ drauf, Fischer von Poturzyn. Ja

[LS] Ja.

[AH Also und das ist halt auch – das war aus dem Papierarchiv gegrabbelt.

[LS] Ja.

[AH] Als Sie die ganzen Akten sortiert haben und dann gefunden haben?

[CK] Ja, gut, das war schon länger bei uns im Archiv. Das hatte auch schon – – Weil, das ist ja Papier und das hat mein Vorgänger dann auch schon gesammelt.

[AH] Jetzt liegt hier noch so ein altes Buch rum ...

[LS] Das Aktienbuch.

[AH] Für alle, die nichts damit anfangen können, was ist denn ein Aktienbuch?

[LS] In einem Aktienbuch werden alle Aktionäre aufgeschrieben, aufgezeichnet, die Aktien einer Firma besitzen, mit natürlich dem Wert und dem Betrag.

[AH] Das ist von wann, das Aktienbuch?

[LS] Dieses Aktienbuch ist auch von der Gründung der Lufthansa von 1926. Weil hier ist die Besonderheit: Ganz hinten im Buch ist die Gründungsurkunde der ersten Lufthansa vom 6. Januar 1926. Und somit ist das im Prinzip der Beginn unserer Fluggesellschaft.

[AH] Und das ist handschriftlich geführt worden?

[LS] Das ist handschriftlich geführt in Kanzleischrift, also sehr ordentlich.

[AH] Man ist es nicht mehr gewohnt.

[LS] Man ist es nicht mehr gewohnt, genau.

[AH] Aber wunderschön. Und wie ist das Aktienbuch dann so alt, wie es ist, ins Archiv gekommen?

[CK] Ja, das war ein Zufallsfund. Die neue Lufthansa war ja in Köln gegründet worden und war untergebracht in der Alten Universität, in der Claudiusstraße in Köln. Und als das Lufthansa-Gebäude, das neue, am Rheinufer fertig wurde, wurde der Hausmeister in den Keller geschickt, um den Keller aufzuräumen. Er sollte alles vernichten, aber er hat dieses Buch unten gefunden und kam dann auf die Idee, mal nachzufragen, ob das nicht vielleicht doch wertvoll sei und nicht vernichtet werden sollte.

[AH] Das ist ein sehr kluger Hausmeister gewesen.

[CK] Ja, und da mein Vorgänger dann schon da war, also Anfang der 70er-Jahre, entstand das Archiv, hat er es ihm gegeben und seither ist es eines unserer größten Schätze.

[AH] So, dann haben wir hier mittendrin noch so eine wunderschöne – was ist das? – Silber-Messingschale auf jeden Fall.

[LS] Eine Silberschale. Das ist ein Dankeschön von Lufthansa an einen ihrer Mitarbeiter von 1937. Und zwar wollte Lufthansa 1937 den Flugweg nach China erkunden. Und der südliche Weg war zu lang und Lufthansa hat sich dafür entschieden, den direkten Weg über das Pamirgebirge zu erkunden, und hat zwei Flugzeuge, zwei Junkers JU 52, losgeschickt. Eine musste auf dem Hinweg wegen Treibstoffmangel zwischenlanden. Aber eine Lufthansa-Maschine hat es geschafft, den Pamir zu überfliegen. In dieser saß auch unser damaliger Vorstand, Freiherr von Gablenz, und er wurde mit dem Co-Piloten und einem Funker-Maschinist auf dem Rückweg gefangengesetzt in China.

[AH] Nein, das ist ja eine irre Geschichte.

[LS] Ja, die drei waren einen Monat in China gefangen. Deutschland schickte Suchflüge aus, weil keiner wusste, was mit diesen drei Lufthanseaten passiert war.

[AH] Ja.

[LS] Und in China gab es damals sehr viele innerpolitische Konflikte. Und hier – –

[AH] Das ist die Schale, Entschuldigung.

[LS] Kein Problem.

[AH] Sie müssen sich vorstellen zu Hause: Es ist ein bisschen wie so eine Salatschüssel mit vier Beinchen dran und einer Prägung drin.

[LS] Genau. Und sie wurden von einem chinesischen General gefangengenommen. Und nach einem Monat wurde dieser General von einem anderen General besiegt. Der hat sie freigelassen. Sie gingen zu ihrer JU 52 zurück und haben es geschafft, auf dem Rückweg wieder den Pamir zu überqueren. Und nach einem Monat tauchten sie dann in Kabul auf und alle waren natürlich sehr überrascht und haben sich gefreut. Und die Expedition wurde genau um einen Monat verlängert und sie kamen dann wieder in Berlin an. Und als Dankeschön hat Lufthansa diese Schale machen lassen.

[AH] Aber da steht jetzt nur „Herr Oberfunkmaschinist Kirchhoff“ drin. Da waren noch zwei weitere mit drin.

[CK] Die waren zu dritt. Aber Herr Kirchhoff hat uns seinen gesamten Nachlass vermacht, seine ganzen Flugbücher, seine ganzen Flugnadeln, also die Auszeichnungen für geflogene Kilometer. Und dabei war halt dann auch diese Schale.

[LS] Und auch die Karte, die sie hatten, um den Pamir zu überqueren. Wir müssen uns ja vorstellen, zu der Zeit sind sie ja nach Karte geflogen und nicht nach GPS.

[CK ] Die ist auch noch im Archiv.

[LS] Die ist auch noch im Archiv.

[AH] Apropos Karte: Hier sind Speisekarten in diversen Ausführungen. Das ist hier die Frühstückskarte, Breakfast Card, von – oh Gott, das ist so klein. Von wann ist die? Sie können das noch lesen mit Ihren Augen, ich weiß das genau.

[LS] Die Karte ist von Mai 1957 und zeigt, was es zum Frühstück bei Lufthansa auf ihren Flügen gab.

[AH] Und hier ist noch eine Karte, Getränkekarte für den innerdeutschen Verkehr, Lufthansa, sehr süß. Ist ein Mann, der auf einem Kranich sitzt vorne drauf, mit einer Zigarette und einem Glas Wein, vermutlich. Werden übrigens auch Zigarren und Zigaretten angeboten auf der Karte?

[LS] Zu der Zeit? Zu der Zeit durfte in den Flugzeugen noch geraucht werden, und es wurden auch Zigarren in der 1. Klasse gereicht.

[AH] Das ist ja sehr süß. Ich habe vorhin auch schon mal ein bisschen geschmökert. Hier gibt es auch noch eine große Karte, aber ich vermute, das ist eher 1. Klasse, oder?

[LS] Das wird eine Speisekarte der 1. Klasse sein.

[AH] Scaloppine di Vitello alla Viennese. Das klingt alles sehr lecker. Dann ist der Koch mitgeflogen?

[LS] Zeitweise hatten wir einen Koch-Steward an Bord, der richtig in Kochjacke und Kochmütze die Gäste bewirtet hat und an Bord gekocht hat.

[AH] So, das waren noch Zeiten. Aber nun hat ja nicht jeder das Essen vertragen. Gibt es ja bis heute: die Spucktüten in den Flugzeugen. Wobei, die hier hat mich – ist mein persönliches Lieblingsobjekt: Da steht auf einer sehr robusten Spucktüte drauf „Nach Gebrauch nicht aus dem Flugzeug werfen, sondern schließen und auf den Boden stellen“. Wenn man sowas draufschreibt, Frau Kapitza, hat das meistens einen Grund. Konnte man die Fenster öffnen oder warum steht das da drauf?

[CK] Ja, exakt.

[AH] Ernsthaft?

[CK] Also zum Archiv gehörte auch natürlich – und da haben wir eine große Spucktütensammlung, auch der gesamten Zeit: alte Lufthansa, neue Lufthansa, und diese Spucktüte stammte natürlich von der alten Lufthansa. Die ist in den 30er-Jahren verwendet worden und da konnte man durchaus Fenster auf und Spucktüte raus, wenn sie gefüllt war.

[AH] Und weil das Leute gemacht haben, hat man es dann lieber draufgeschrieben?

[CK] Ja. Wir haben das einmal in Berlin erlebt, als wir eine Führung über den Flughafen Tempelhof hatten. Und dann erzählte uns die Führerin wirklich – und daher weiß ich das, dass das auch wirklich so gewesen ist –, dass das ein Problem für die Anwohner war. Also die alten Flugzeuge waren – sind natürlich nicht so ruhig geflogen wie heutzutage. Das kann ich aus eigener leidvoller Erfahrung mit JU 52 Flug sagen. Die Landeanflüge waren oft sehr holprig und weil es den Leuten wahrscheinlich peinlich war, haben die dann, als sie dann im Anflug, meist natürlich Tempelhof, weil Tempelhof war Sitz der alten Lufthansa, war das Zentrum der Lufthansa, die Spucktüten aus dem Fenster entsorgt und die Anwohner waren darüber anscheinend nicht so sehr erfreut.

[AH] Komisch, verstehe ich gar nicht. So, ich würde sagen, wir machen hier, an dieser Stelle, mal eine kleine Zwischenlandung im Jahr 1955. Die Lufthansa war zwei Jahre zuvor neu gegründet worden. Sie heißt 1955 auch seit wenigen Monaten erst Deutsche Lufthansa AG, vorher LUFTAG. Und es gibt noch keinen regulären Flugbetrieb, aber schon die ersten Flugzeuge.

[Male Voice] Zum ersten Mal startete eine der neuen Convair-Maschinen mit geladenen Gästen auf der Route Hamburg-Frankfurt. Die unermüdliche und stets hilfsbereite Stewardess bemüht sich vorbildlich um das Wohl der Passagiere. Die Reise durch die Luft ist kurz. Schon neigt sich die Maschine dem Frankfurter Flugplatz zu. Nach diesem Jungfernflug wird es dann ab 1. April richtig losgehen. Und das ist kein Aprilscherz, sondern der ernsthafte Anfang des planmäßigen Flugdienstes der neuen Deutschen Lufthansa.

[AH] Das war ein Ausschnitt aus einem Filmbericht aus dem Jahr 1955 über den ersten Start einer Convair-Maschine von Lufthansa, entnommen aus der Dokumentation „Im Zeichen des Kranichs“ 2015. So, jetzt haben wir seit April 1955 den regulären Flugbetrieb der neuen Lufthansa. Wir haben die Gründungsurkunde auch da, wobei die nicht ganz so schick ist wie das Original, also das richtige, ganz alte von der alten Lufthansa. Aber ich habe es gerade gesagt: Also zunächst hieß sie nicht Lufthansa, sondern LUFTAG.

[CK] LUFTAG. Aktiengesellschaft für Luftverkehrsbedarf.

[AH] Das ist schon die Begründung gewesen, woher der Begriff kommt. Wie waren denn damals die Rahmenbedingungen? Frau Schürmann, die alte Lufthansa hatten die Alliierten ja kurz zuvor abgewickelt. Warum gab es dann doch noch das Okay für eine neue, diesmal rein westdeutsche Fluggesellschaft?

[LS] Es war natürlich auch zu der Zeit schon klar, dass ein souveräner Staat, der [West]Deutschland dann war, in der zentralen europäischen Lage eine eigene Fluggesellschaft benötigte. Und so wurde schon 51 dann die Aktiengesellschaft für Luftverkehrsbedarf gegründet, die diese Luftgesellschaft vorbereiten sollte.

[AH] Und im Osten gab es aber auch noch kurz eine Lufthansa?

[CK] Ja, das war aber ein bisschen später. Also die sogenannte Neue Deutsche Lufthansa hat am 1. April 55 den Flugbetrieb aufgenommen. Da existiert aber rechtlich noch die alte Lufthansa, die dann die Lufthansa in Liquidation war. Die Liquidation dauerte bis 1965. Aber im Herbst 1955 hat die damalige DDR beschlossen, sie braucht auch eine Fluggesellschaft, und die hat sie auch Lufthansa genannt. Es gab also in den 50er-Jahren drei Fluggesellschaften, die den Namen Deutsche Lufthansa trugen.

[AH] Was ein Durcheinander. Aber von April 53 bis zum ersten Flug 55 hat es ja noch mal fast zwei Jahre gedauert. Woran lag das?

[CK] Ja, gut, das waren noch die rechtlichen Bedingungen. Man hat dann 53 die Gründung, 54 hat man beschlossen, dass man den Namen und den Kranich als Firmenzeichen und die Rechte an den Farben, also die ganzen Markenrechte von der alten Lufthansa in Liquidation kauft. Und dann musste natürlich der Flugbetrieb vorbereitet werden, weil zu der Zeit war den Deutschen noch verboten, Flugverkehr zu betreiben und auch Flugzeuge zu besitzen. Und am 1. April 1955 ging das auch erst mal nur mit einer Ausnahmegenehmigung der Alliierten. Erst im Mai gab es dann – wurde dieses Verbot für Deutsche aufgehoben, Flugzeuge zu besitzen und zu betreiben.

[AH] Frau Kapitza, Sie haben vorhin erzählt, also dass es ja mal eine große Übergabe gab mit Uniformen, mit Geschirr, mit allem drum und dran, was irgendwie so da war. Daran kann man so ein Stück weit auch ablesen, dass die Lufthansa auch so Trendsetter war in Sachen Design. Also das war wirklich wie so eine – Stilikone Lufthansa, kann man das so sagen?

[CK] Ja, meine ich schon ganz unbescheiden. Gut, in den 50er-Jahren, in den Aufbaujahren, hatte man den Zeittrend benutzt. Es gab aber keine festen Richtlinien. Die Schrift war eine Times-Schrift. Und erst Anfang der 60er-Jahre, also auch schon relativ früh, hat man beschlossen, man braucht ein umfassendes Design, eine umfassende Designgrundlage, auf der dann gearbeitet wurde. Und man hat die Hochschule für Gestaltung in Ulm, in Otl Aicher, damals die führende Person, damit beauftragt, ein komplettes Lufthansa-Design zu erstellen, mit Uniformen, mit einer neuen Schrift, der Helvetica, mit einer neuen Flugzeugbemalung. Also komplett neues Design. Und das hat er gemacht. Und ich würde sagen, also das Design beeinflusst heute uns immer noch. Es ist also immer noch modern, obwohl wir jetzt auch die Helvetica nicht mehr direkt verwenden. Aber da kann Luisa ja noch wahrscheinlich mehr zu sagen.

[LS] Zu der Design-Entwicklung: 2018 hatten wir ja ein großes Redesign bei Lufthansa. Wir haben eine neue Schrift bekommen, eine eigene Schrift, die Lufthansa-Schrift. Und unsere Blautöne haben sich verändert. Das Gelb ist ein bisschen in den Hintergrund getreten. Also es passiert schon immer wieder was, auch in Sachen Design, aber die Grundlagen hat dafür Otl Aicher gelegt.

[AH] Auch ein fester Bestandteil im Bordservice der 1950er-Jahre ist der Lufthansa-Cocktail; steht hier übrigens auch auf dem Tisch, können Sie nicht sehen. Ich kann ja mal dran riechen. Ich kann ja wenigstens die – –.

[CK] Ja, natürlich.

[LS] Ja, natürlich.

[AH] Die Flasche ist übrigens schon angebrochen. Ich wollte es nur sagen, ich war's nicht. Ich weiß nicht, wer.

[LS] Die war schon so, als ich ins Archiv kam.

[CK] Ich war es auch nicht.

[AH] Das hätte ich jetzt auch gesagt, Frau Schümann. Ja, aber das ist – geht nicht mehr auf, schade. Okay, also kann man ihn auch nicht mehr trinken. Weiß man die Rezeptur noch? Weil: Es hieß mal, die sei geheim.

[LS] Die ist auch heute noch geheim. Also, wir haben sie im Archiv nicht vorliegen. Es ist ein Aprikosenlikör, der in den 50er-Jahren an Bord mit Sekt aufgefüllt wurde.

[AH] Das klingt jetzt erst mal einfach, würde ich sagen, oder?

[LS ]Aber – –

[AH] Aber?

[LS] Aber scheint sehr lecker gewesen zu sein.

[AH] Wir können es jetzt nicht mehr überprüfen, weil wir die Flasche nicht aufbekommen. Schade.

[LS] Das ist so.

[CK] Ja, es hat aber Nachfolger gegeben. Das ist also 2005, zum 50-jährigen Jubiläum der Aufnahme des Flugverkehrs, gab es ein Revival von einer anderen Firma. Also auch dürfte markenrechtlich Lufthansa-Likör heißen. Dann, in den 90er-Jahren, hat eine Berliner Firma die Rechte bekommen, hat dann eine ganze Cocktailreihe mit verschiedenen Geschmacksrichtungen aufgelegt. Und aktuell gibt es halt auch wieder einen Likör, der heißt Avionic, aber da ist der Lufthansa-Kranich drauf, darf aber nicht mehr Lufthansa-Cocktail heißen; aus markenrechtlichen Gründen wahrscheinlich.

[LS] Aber auch hier habe ich schon eine Flasche im Archiv, um die Reihe aufzuzeigen.

[AH] Aber das ist seit – also von wegen Rezept geheim, weil man kann es bis heute nicht recherchieren, oder?

[CK] Also man findet für den original Lufthansa-Cocktail aus den 60er-Jahren – findet man im Internet eine Beschreibung, wie man den nachempfinden oder nachmischen kann. Aber das Rezept selbst ist nicht überliefert.

[AH] Schade. So, und dann habe ich da noch was liegen. Das liegt jetzt ein bisschen weit weg von mir. Das sind die sogenannten Kringel-Flugpläne. Ich sehe vor mir ein A3 – ist es ungefähr von der Größe her? Papier, oder? Na ja, das ist eher so wie ein bisschen, wie man früher gesagt hat, so ein Lappen

[CK] Laminiert.

[AH] Laminiert. So die alten Führerscheine waren auch so, glaube ich, ein bisschen. Und da sind lauter tatsächlich Kringel drauf mit ganz vielen Strichen. So, dann steht da Berlin, dann Budapest, Wien, Leningrad. Das ist jetzt auch ein bisschen älter, vermutlich, Leningrad. Von wann ist der – also Kringel-Flugplan überhaupt, was ist das? Vielleicht mal als Erstes.

[LS] Das ist das Streckennetz der Lufthansa. Uns liegt jetzt das Streckennetz von 1936 vor. Es war Jahr der Olympischen Spiele in Berlin, und man sieht, wenn man ihn vor sich liegen hat, auch eindeutig: Berlin ist der größte Kringel auf diesem Plan. Berlin war, wie Frau Kapitza schon gesagt hat, Hauptsitz der Lufthansa zu dieser Zeit. Und anhand dieses Kringel-Flugplans kann man sämtliche Strecken, sämtliche Flugverbindungen der Lufthansa zu dieser Zeit ablesen, sogar mit Preisen.

[AH] Aber – also man sieht zumindest, das muss überschaubar gewesen sein, weil heute – –

[LS] Es war ein europäisches Streckennetz.

[AH] Einen Kringel-Flugplan zu machen mit all den vielen Verbindungen, die es gibt, ist wahrscheinlich eher schwierig geworden.

[LS] Heute wird das nicht mehr möglich sein, vor allem, weil wir auch keine Festpreise mehr haben.

[AH] So, Teil der Geschichte von Lufthansa zu sein, wie sich das wohl anfühlt? Jens Ritter ist seit 2022 Chief Executive Officer der Lufthansa Airlines. Er ist selber auch seit einem Vierteljahrhundert Pilot. Und wir wollten von ihm wissen, wie es ist, Lufthansa-Geschichte als Vorstand mitzugestalten und was er sich für die kommenden 100 Jahre wünscht.

[VO] Einhundert Jahre Lufthansa – das klingt nach großen Geschichten, nach Legenden der Luftfahrt, nach Momenten, die Menschen verbinden. Wer ganz vorne mitgestaltet, ist Jens Ritter, CEO von Lufthansa Airlines. Er verantwortet fast 40.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und trägt Tradition und Zukunft der Kranich-Airline auf den Schultern.

Wenn man ihn fragt, was die Lufthansa eigentlich so besonders macht, dann klingt da nicht nur Stolz, sondern auch Leidenschaft mit. Lufthansa, sagt er, sei eine Marke von unglaublicher Strahlkraft, der auch er sich sehr verbunden fühle.

[JR] Die letzten hundert Jahre waren sicherlich gekennzeichnet von unheimlich vielen Herausforderungen, von sehr, sehr vielen Krisen, die die Lufthansa gemeistert hat. Die Lufthansa hat über viele Jahrzehnte die Luftfahrt gestaltet, revolutioniert und auch weiterentwickelt. Sei es die zahlreichen Flugzeugeinführungen, die die Lufthansa gestemmt hat, teilweise auch in Zusammenarbeit mit den Herstellern neue Flugzeugmodelle entwickelt hat. Die Lufthansa hat die erste weltweite große Allianz, die Star Alliance, gegründet, viele neue hundert Ziele weltweit angeflogen, um noch mehr Menschen miteinander zu verbinden. Und letztendlich auch hat die Lufthansa ganz viele Innovationen entworfen. Sei es das First Class Terminal, das sicherlich einzigartig hier in Frankfurt ist. Lufthansa war die erste Airline mit Internet an Bord. Wir haben gerade jetzt vor einem Jahr unser einzigartiges Produkt Allegris eingeführt. Also, es ist eine ganz außergewöhnliche Geschichte, die die Lufthansa erlebt hat, auf die wir alle sehr stolz sein können.

[VO] Ritter selbst kennt den Konzern in- und auswendig – erst Werkstudent, dann Ingenieur, Pilot, Manager und seit gut dreieinhalb Jahren CEO von Lufthansa Airlines. Dass die letzten Jahre keine einfachen waren, daraus macht er keinen Hehl.

[JR] Die Corona-Krise, die sicherlich die größte Krise für die Luftfahrt war, hat uns ziemlich mitgenommen, und es ist uns schwergefallen, jetzt die Lufthansa wieder dorthin zu entwickeln, wo sie momentan steht. Wir haben wieder viele tausend Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingestellt. Wir haben fast hundert Flugzeuge aus dem sogenannten Deep Storage wieder reaktiviert und wieder eingeführt. Und wir haben da ganz wichtige Schritte geschafft. Die Operations, also der Flugbetrieb, der ist so stabil wie seit zehn Jahren nicht mehr. Die Kundenzufriedenheit ist deswegen auch unheimlich gestiegen. Wir haben ganz viele Produktmerkmale eingeführt, sei es in der Digitalisierung, in der App, an den Flughäfen, aber auch im Produkt an Bord. Sei es die Speisen, die wir verbessert haben, und viele andere Dinge, so dass die Kundenzufriedenheit in den letzten Monaten kontinuierlich gestiegen ist. Das freut uns sehr.

[VO] Trotz aller Turbulenzen ist für Jens Ritter klar: Die Faszination für Luftfahrt und die Menschen, die sie möglich machen, sind das, was ihn antreibt.

[JR] Was mich immer fasziniert hat, ist diese Branche, in der wir sind, die Lufthansa, diese Kombination aus Technik, Internationalität und natürlich Menschen, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, aber auch unsere Gäste, unsere Kunden. Menschen führen zu dürfen, Menschen motivieren zu dürfen und letztendlich gemeinsam neue Produkte zu kreieren, Perspektiven zu gestalten, das macht mir unheimlich viel Spaß.

[VO] Und genau dieser Blick nach vorn prägt auch den Kurs, den Ritter für Lufthansa zeichnet. Tradition und Erfahrung sollen die Basis sein, um neue Chancen zu nutzen.

[JR] Die Lufthansa hat eine sehr reiche Geschichte, geprägt von ganz vielen Pionierleistungen, die wir geschaffen haben. Ich glaube, diese vielen Krisen, die wir gemeistert haben, die Herausforderungen, die wir auch gemeistert haben, sollten uns Zuversicht geben. Ich denke, wir haben sehr, sehr erfahrene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Wir haben unheimlich viel Know-how bei unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, und wir haben eine wahnsinnige Leidenschaft. Ich glaube, diese drei Eigenschaften sollten uns Zuversicht geben, dass wir gemeinsam Perspektiven gestalten werden und letztendlich die Lufthansa zu dem entwickeln, was wir alles von der Lufthansa erwarten, nämlich als die Premium Airline Nummer eins. Da bin ich sehr zuversichtlich.

[VO] Am Ende bleibt die Frage: Was wünscht sich der Lufthansa Airlines-Chef für die nächsten einhundert Jahre? Seine Antwort ist so einfach wie anspruchsvoll.

[JR] Was ich mir am meisten wünsche, ist eine Offenheit. Eine Welt, die sich immer schneller verändert, erfordert, dass wir offen sind für Neues und auch neue Wege gehen. Deswegen müssen wir es schaffen, unsere Traditionen, die zweifelsohne eine ganz große Stärke von Lufthansa sind, mit einer neuen Innovationskraft zu kombinieren. Dann bin ich auch sehr zuversichtlich, dass die nächsten hundert Jahre, die sehr spannend sein werden, dass wir die auch sehr erfolgreich meistern werden.

[AH] So also stellt sich Lufthansa Airlines-CEO Jens Ritter die Zukunft der Lufthansa vor. Mit der Zukunft beschäftigen wir uns natürlich auch noch mal, und zwar in unserer fünften Folge von Above and Beyond. Wir gucken noch mal ins Archiv, in die Zukunft des Archivs, an dieser Stelle: Wird denn jetzt alles digitalisiert?

[LS] Nein, das kann ich ganz eindeutig verneinen. Natürlich: Wir bekommen jetzt sehr viele digitale Unterlagen, die wir auch digital aufbewahren. Und die digitalen Unterlagen werden auch die Zukunft im Archiv werden. Aber wir werden nicht alles, was unten ist, digitalisieren, weil das große Problem ist: Auch wenn es digital vorliegt, muss man es finden. Und das ist ja unsere Hauptaufgabe.

[AH] Das heißt, es wird nicht irgendwie im Nirwana verschwinden demnach?

[LS] Nein.

[AH] Nein. – Wie wird man denn, weil Sie gesagt haben, das Problem ist das Finden – vielleicht mit einer KI arbeiten, weil das macht das ja unter Umständen einfacher künftig.

[LS] Ja. Also ich gehe davon aus, dass KI die Archivarbeit erleichtern kann, weil wir natürlich eine große geordnete Datenmenge haben, bei der man mit der KI gut arbeiten kann, gerade auch was das Finden betrifft.

[AH] Würden Sie heute noch mal, Frau Kapitza, in das Archiv zurückwollen? Unter den Umständen?

[LS] Ich habe noch Arbeit.

[CK] Ja. Also es reizt mich immer noch. Es lässt mich nicht los, sonst würde ich heute auch nicht hier sitzen. Und ich finde es immer noch total spannend. Ich finde auch spannend, was jetzt passiert im Rahmen des 100-jährigen Jubiläums, wie sich die Arbeit verändert jetzt auch in Sachen KI usw., was hier in Frankfurt entsteht mit dem neuen Besucherzentrum und der Ausstellung. Also ich bin immer noch interessiert, aber wirklich noch mal ins Arbeitsleben zurück? Das möchte ich nicht mehr. Dazu genieße ich meinen Ruhestand zu sehr.

[LS] Aber das ist ja das Schöne bei unserem Beruf: Wir haben jeden Tag was Neues. Ob das interessante Anfragen sind, neue Themen, die uns beschäftigen, das macht sehr viel Spaß.

[AH] Hat übrigens auch sehr viel Spaß gemacht mit Ihnen beiden. Vielen Dank, Carola Kapitza und Luisa Schürmann, die frühere und die heutige Archivarin des Lufthansa-Archivs. Danke an Sie beide, dass Sie sich die Zeit genommen und uns ein bisschen durch die Archivwelt geführt haben! Ganz tolle Sachen haben Sie mitgebracht. Sie haben es gerade gesagt, Frau Kapitza: Besucherzentrum, heißt das, man kann das irgendwann auch besichtigen, oder kann man das schon?

[LS] Es ist geplant, dass es eine Ausstellung hier in Frankfurt geben wird, ab nächstem Jahr.

[CK] Das ist also die Lufthansa-Ausstellung, dass wir unsere Objekte auch teilweise öffentlich präsentieren können. Und davon haben wir schon lange geträumt.

[AH] Dann vielen, vielen Dank an Sie beide. Ich kann nur sagen, es lohnt sich ganz sicher, das anzuschauen. Weil ich bin schon begeistert hier mit den kleinen Sachen hier auf dem Tisch.

[CK] Es hat Spaß gemacht und auf Wiedersehen.

[LS] Vielen Dank. Ich kann mich nur anschließen. Es war ein sehr schönes Gespräch.

[AH] Wir hören uns wieder in der kommenden Folge. Dann gucken wir uns mal die Lufthansa-Flugzeugflotte von den Anfängen bis zur Gegenwart an. Wir sprechen mit einem früheren Flottenchef, der die ersten Jahre des Jetset-Zeitalters miterlebt hat, und mit einem jungen Piloten, der im heutigen Flottenmanagement, unter anderem für den Einkauf neuer Modelle, zuständig gewesen ist. Ich bin Anja Heyde und freue mich aufs nächste Mal.

[VO] Das war: Above and Beyond – der Podcast der Lufthansa Airlines. Mehr Einblicke in die Luftfahrt gibt es in der kommenden Folge. Und für alle, die nicht mehr so lange warten wollen: Folgt doch unserem Instagram-Kanal lufthansaviews. Alle Links findet ihr wie immer in den Shownotes.

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